Kreation in Unterhosen

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Und genau das erfahren wir alle gerade am eigenen Leib. Die Corona-Pandemie ist da und hat viele Arbeitnehmer*innen ins Homeoffice verbannt. Mein Mann und ich kennen „dieses Homeoffice“ schon länger. Er ist freier Kreativer und ich arbeite selbständig als Coachin und Trainerin. Wenn wir zu Hause arbeiten nenne ich es Homeoffice und er Kreation in Unterhosen. Und damit hat er Recht! 😉

Zum Glück bin ich Profi. Denn ich arbeite bereits seit vielen Jahren im Homeoffice. Früher einen Tag pro Woche, als ich noch angestellt war und seit 2015 immer dann, wenn ich nicht gerade auswärts gebucht bin. Ich hatte also jede Menge Gelegenheit das Homeoffice zu professionalisieren.

Homeoffice-Ratgeber sagen, man solle sich morgens anziehen und fertig machen, als würde man zur Arbeit gehen. Really?

Nein. Natürlich nicht. Sicher wäre es eleganter und hätte mehr Stil, sich morgens in voller Montur ins Arbeitszimmer oder an den Esstisch zu setzen, aber wer macht den sowas?

Die Wahrheit sieht so aus. Viele Leute, die im Homeoffice arbeiten, stehen erstmal in Ruhe auf, schlürfen ihren ersten Kaffee oder Tee, manche Früchstücken (ich nicht) und dann öffnet man – im Schlafanzug oder Schlafshirt – schonmal den Laptop, um die Mails zu checken. Und ehe man es sich versieht, ist man tief versunken in die Aufgaben, die da gerade reingeflattert kamen. Und dann eben noch schnell ein paar Telefonate – zum Glück sieht einen ja keiner. Meiner Telefonstimme gebe ich den Klang von Frische, so als wäre ich schon superlange auf, schon 3 Mal draußen gewesen, einmal davon natürlich Joggen und die anderen zwei Male … Ach egal.

An manchen Tagen kann es passieren, dass es unvorbereitet an der Tür klingelt. Vielleicht ein Paket? Und dann macht sich Panik breit. Wie finde ich jetzt schnell etwas, das ich überwerfen kann, ohne einen total verwahrlosten Eindruck zu machen? Bademantel geht schonmal nicht, denn so fangen Schmuddelfilme an. Also schnell die Jacke von der Garderobe übergeworfen. Mist meine Beine sind nackt. Jetzt fix die Leggings vom Stuhl reißen und drüberziehen. Der Paketmann wird denken ich sei eine verhuschte Frau, die ihr Leben nicht im Griff hat. (Hat er Recht? Neeeeein, hallo? Ich mache Homeoffice!) Haare nicht gekämmt, nackte Füße, Jogginghose und Winterjacke an. So öffne ich die Tür, nehme das Paket an, Tür wieder zu.

Leute auf der Straße im Pyjama treffen? Ist mir zum Glück noch nicht passiert

Aber hej, wo ich doch gerade fast schon angezogen bin, könnte ich auch endlich mal was zu Essen einkaufen. Also Strümpfe an, Schuhe an und los geht’s in den Supermarkt um die Ecke. Einer hat mich jetzt eh schon in dieser Montur gesehen, da ist es auch egal, wenn mich andere ebenfalls so sehen.

Ah herrlich, die Einkäufe sind nach Hause geschleppt, es ist 13 Uhr, jetzt erstmal was kochen und essen. Ja, ich koche mir tatsächlich mittags ein schönes Essen. Nicht besonders aufwändig, aber lecker. (Ratatouille ist eins meiner Lieblingsgerichte. Mampfig und vegan.)

Gegen 14 Uhr bin ich dann fertig mit essen und denke: Wow, der halbe Tag ist vorbei und du sitzt hier immernoch im Schlafshirt rum. Also springe ich schnell unter die Dusche, mache mich frisch und ziehe meine Jogginghose und ein frisches T-Shirt an. Mittlerweile ist es 14:30 Uhr. Uiuiui … jetzt aber schnell wieder an den Schreibtisch. Wobei eigentlich scheint gerade die Sonne, du solltest rausgehen. Bewegung tut gut. Aber nein! Das geht jetzt nicht, ich will weiterarbeiten. Um 16:30 Uhr ist die Sonne zum Glück wieder verschwunden, jetzt brauch ich auch nicht mehr rausgehen.

Es gab einmal eine Zeit, da bin ich jeden Tag spazieren gegangen. Selbstverordnete Bewegung. Ich nenne es Gassi gehen ohne Hund. Vielleicht mache ich das jetzt wieder.

Spätestens ab 17:00 Uhr meldet sich erneut der Hunger. Mjam mjam. Was könnte man denn mal leckeres Essen? Und weil ich das Gefühl habe, ich hätte den ganzen Tag nichts erlebt, fange ich an, mich durch die Vorräte zu snacken.

Und dann ist endlich 19:00 Uhr – das Perfekte Dinner beginnt. Zeit für’s Sofa. Feierabend. Weil mir aber beim Fernsehen ein bisschen langweilig wird und mir einfällt, dass ich während meiner Arbeit auch öfter mal auf Facebook und Co. rumgehangen habe, beschließe ich meinen Laptop aufs Sofa zu holen und nur diese eine Kleingkeit noch fertig zu machen. Nix Wildes, … … … … … … … … oh Film schon zu Ende? Wer war der Mörder? 23:30? Kinders wie die Zeit verfliegt.

Ab in’s Bett! Ich muss schließlich morgen pünktlich ins Homeoffice!

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