Von der Zukunft aus betrachtet bin ich noch jung

Von der Zukunft aus betrachtet bin ich noch jung

Teil 1       Ich bin im Oktober 47 Jahre alt geworden. „Wow, fast Fünfzig. Schon irgendwie alt.“ War so ein Gedanke, der mir durch den Kopf ging, begleitet von einem leichten Frustgefühl. Und irgendwie fand ich mich selbst dabei ein bisschen doof, sowas zu denken. Denn schließlich bin ich diejenige, die alles zu jeder Zeit und in jedem Alter für möglich hält. Erst neulich hatte ich ein kleines Video im Internet angeschaut über ein Frau, die im Alter von 82 Jahren immer noch im Stabhochsprung aktiv war. Und dann sagte sie: „Ja, das mache ich jetzt seit 20 Jahren.“ Und in meinem Kopf so – cool, schon echt lang … [überleg] … Moment mal! Die hat ja erst mit 62 angefangen. Seitdem freue ich mich auf alles, was ich noch so in meinem Leben anfangen werde.

Aber zurück zu meinem Frust. Da war also dieser Tag, wo ich mir alt vorkam. Ich saß da und versuchte eine formlose Einladung zum Essen anlässlich meines 47. Geburtstages zu formulieren. Und ein Gedanke war, wenn ich da 47 reinschreibe, werden die Leute mich alt finden. Also versuchte ein Teil von mir ihnen gleichzeitig mitzuteilen, dass ich von der Zukunft aus betrachtet noch jung bin. Und so schrieb ich das auch in die Einladung. Die super Antwort auf eine Aussage, die mich deprimierte. Zumindest war ich nun erstmal wieder versöhnt.

Ich spann diesen Gedanken fort und in meinem Kopf tauchte eine weitere Idee auf. Nämlich dass ich gute Chancen habe 97 Jahre alt zu werden (nicht aus statistischen Gründen, sondern wegen der guten Gene ;-)) … Lass das mal sacken … noch 50 Jahre vor mir! Uiuiui … das ist Zeit, die gestaltet werden will. Das ist ja eine Lebensspanne – 97 Jahre – da kannst du ja mehrere Leben reinpacken. Da muss ich mal gucken, da ist viel möglich und irgendwie entspannt es auch. Und wenn ich zurückblicke wie viele Leben ich schon in den vergangenen 47 Jahren gelebt habe … [Break]

Teil 2    Und heute nun (zwei Wochen später) stellte ich mir die Frage „Was hat das (diese hohe Lebenserwartung) für eine Bedeutung für Frauen?“

Der Trend für die Familienplanung geht insgesamt weiter nach hinten (im Jahr 2015 waren 61,4% der Mütter älter als 29 Jahre). Auch als Ergebnis unserer gestiegenen Lebenserwartung und Bildung(-szeiten). Und nun kam mir ein Blitzgedanke (vor dem Hintergrund meiner eigenen Biografie als junge Mutter), dass genau das ja eigentlich dafür spricht in jungem Alter die Kinder zu bekommen.

Was dafür spricht? Da funktioniert die Biologie noch gut, die körperliche Fitness ist ohne viel Zutun gut und vermutlich ist man auch erziehungstechnisch weniger ambitioniert und verkrampft – Stichwort Helikoptereltern. Ein weiterer Punkt, den ich an meiner frühen Mutterschaft mag ist, dass ich viel gemeinsame Lebenszeit mit meinem Sohn habe. Natürlich gab es auch Nachteile in Puncto Karriere, Finanzen, Party … aber ich hatte später und jetzt immernoch die Möglichkeit all das nachzuholen.

In Anbetracht dessen, dass ich also noch 50 Jahre vor mir habe, habe ich noch jede Menge Zeit, mich noch mehrfach neu zu erfinden und zu verwirklichen. Und nun denke ich, in Zeiten von künstlicher Befruchtung und Kryokonservierung (was ich beides übrigens deutliche befürworte!), wäre es doch genauso gut und mutig, sich in jungen Jahren für ein Kind zu entscheiden und den „Karriereknick“ vorzuverlegen.

Ich weiß, dass die Gründe, aus denen Frauen später schwanger werden ganz unterschiedlich sind. Es hat häufig etwas mit dem Wunsch nach Sicherheit zu tun oder ob eine Beziehung da ist, ob man sich binden möchte und und und. Aber zum Teil ist es sicher auch einfach ein vorgelebter Trend.

Die lange Lebenserwartung von heute, entspannt natürlich einiges, aber sie muss nicht zwangsweise bedeuten, dass man deshalb alles nach hinten verschiebt und Entscheidungen verlangsamt. Was wäre, wenn uns dieser Umstand einfach die Chance gibt, viel mehr auszuprobieren, mehr Fehler zu machen, zu scheitern und wieder aufzustehen und Erfolg zu haben – privat wie beruflich?  Weil wir die Zeit dafür haben …

Und mit dieser Frage endet dieser Text und ich freue mich deine Gedanken zu diesem Thema zu erfahren.

 

 

 

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