Wenn der Elektriker eben mal 433,- € für Nichts von dir haben will
In diesem Blogbeitrag bekommst du keine Antwort darauf von mir, wie du dich verhalten sollst, wenn du abgezockt, reingelegt über’s Ohr gehauen wirst. Denn das kannst nur du alleine entscheiden, was zu dir passt. Aber ich möchte dich hier anregen einfach mal darüber nachzudenken, wie du reagieren würdest. Denn sich nicht alles gefallen zu lassen und souverän zu reagieren hängt auch damit zusammen, wie sehr wir unser Durchsetzungsvermögen trainiert haben. Und hier kommt nun die Story!
Die unverschämte Story
Letztens musste eine Freundin den Elektronotdienst rufen, weil die Sicherung in der Küche immer rausflog und sie am Samstag kein anderes Unternehmen erreichen konnte.
Statt der angegebenen Anfahrtszeit von 30-45 Minuten kam jemand 8 Stunden später – um 21:30 Uhr. Aus einem Auto ohne Firmenaufschrift steigen 3 junge Männer in Freizeitkleidung aus. Einer kommt zum Haus, tritt ein und fragt als erstes ob meine Freundin über die Anfahrtspauschale von 250 Euro informiert sei und dass jede weitere Viertelstunde 50 Euro koste. Nein, das war sie nicht. Aber jetzt ist er ja nun schon einmal da. Um schließlich seine Arbeit zu beginnen, muss er jedoch noch einmal zu seinem Auto gehen, um den Werkzeugkoffer zu holen – das Auto hat er übrigens 200 Meter weiter weg geparkt.
Er kommt wieder, schaut im Sicherungskasten, kann das Problem nicht identifizieren und sagt „Da kann er jetzt nichts machen.“
Er kassiert für diese Aktion 433,- €, denn schließlich wird ja jede weitere Viertelstunde mit abgerechnet. Eine Rechnung oder einen Quittungsblock hat er nicht dabei. Aber er unterschreibt schließlich nach einigem hin und her ein Blankopapier mit Kontaktdaten, Rechnungsbetrag etc. (Falls du dich fragst… das Unternehmen existiert wirklich und ist auch bei der Handwerkskammer gemeldet.)
Da ich mich zur Zeit tief mit dem Thema Durchsetzungsvermögen beschäftige, frage ich mich, wie ich wohl reagiert hätte. Bezahlen? Nicht bezahlen? Die Lage ist verzwickt.
Ich glaube was hier die Schwierigkeit ist, ist dass die Verunsicherung groß darüber ist, ob man im Recht ist – schließlich hat man ja den Dienst angerufen – auch wenn das Gefühl schreit, „Ich werde hier gerade abgezockt.“. Und trotzdem sind viele von uns so konditioniert, dass sie dennoch „das Richtige“ tun wollen. …
Diese Story teile ich heute mit dir, weil ich denke, dass es gut ist, solche Situationen einmal gedanklich durchgespielt zu haben. Dadurch kann man sich selbst überlegen, wie man auftreten möchte, mit welchem Standing man sich zur Wehr setzen möchte und welche Möglichkeiten einem überhaupt zur Verfügung stehen.
Sollte dir das in der Vergangenheit auch schonmal passiert sein, dann gräm oder schäm dich nicht. Im Moment einer solchen bösen Überraschung, haben wir keinen vollen Zugriff auf all unsere Kapazitäten und Stärken. Es bleibt ein Gefühl der Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit.
Seit dieser Story weiß ich, dass es mir
a) auch hätte passieren können
b) wie ich mich positionieren werde, wenn mir das begegnen sollte.
Wie hättest du reagiert?
Bzw. wie würdest du gerne reagieren?