Lies hier, was die häufigsten Ursachen für eine innere Kündigung sind
Wenn du unzufrieden in deinem Job bist, dann ist die „gute“ Nachricht, dass du nicht alleine bist mit deiner Unzufriedenheit, denn so geht es fast zwei Drittel aller Beschäftigten laut FAZ. Immerhin gibt es so viele Menschen, denen es ähnlich geht, dass man die Ursachen schon in Kategorien packen kann. Wozu das nützlich ist? Vielleicht bringt es einfach mehr Klarheit und wird so greifbarer. Denn häufig ist es doch so, dass wir unsere Unzufriedenheit nicht richtig einordnen können. Wenn du sie einordnen kannst, kannst du dir auch leichter überlegen, was du verändern möchtest. Reichen diese 5 Gründe für einen Jobwechsel? (Hier habe ich übrigens ein kostenloses Workbook für dich, wenn dich der Sonntagsblues erreicht und du mit deinem Job haderst.)
Nr. 1 Fehlbelastung durch Über- oder Unterforderung
Erfolg erleben durch einen Jobwechsel
Du fühlst dich überfordert und/oder unterfordert. Und beides fühlt sich nicht gut an. Denn das Wesentliche daran ist, dass du auf diese Weise keinen Erfolg erleben kannst. Entweder erscheint dir das, was du geschafft hast nichts wert, weil es für dich keine Herausforderung war oder es erscheint dir nichts wert gemessen an dem, was du alles nicht geschafft/erreicht hast. In beiden Fällen bleibt immer das Gefühl der Unzulänglichkeit. Und mit dem Kopf kannst du dir zwar erklären, woran es liegt, aber für dein Gefühl ändert es nichts.
Wodurch die Über- oder Unterforderung zustande kommt sind weiterführende Aspekte, die näher zu untersuchen wären. Liegt es an mir? Liegt es an den Strukturen? Liegt es an der Führung? …
Wenn du also den Eindruck hast, dass die Aufgaben, die du erledigst nichts mit deinem Können und deinen Stärken zu tun haben und du dich deshalb schlecht fühlst, dann liegt hier ein Fall von Fehlbelastung vor. Und nun stellt sich die Frage: Ist das für dich ein Grund für einen Jobwechsel?
Übrigens fühlt sich eine leichte Überforderung für die Meisten von uns gut an. Zum Beispiel neue Aufgaben, die wir noch nie gemacht haben, die aber grundsätzlich für uns zu schaffen sind. Das ist der Raum, in dem Wachstum stattfindet.
Lesenswert zu diesem Thema ist auch die Broschüre der INQA (Initative zur neuen Qualität von Arbeit). Sie gibt Anregungen für gute Mitarbeiterführung zur Vermeidung psychischer Belasung.
Nr. 2 Mangelnde Anerkennung
Fehlende Wertschätzung als Kündigungsgrund
MangelndeAnerkennung: du wirst in deinem Unternehmen nicht gesehen. Was du leistet findet häufig keine Beachtung und stattdessen wird das Augenmerk auf alle Dinge gelegt, die nicht gut funktioniert haben. (Und für die du zum Teil gar nicht die Verantwortung trägst).
Wir alle wünschen uns Anerkennung. Das liegt in der Natur des Menschen. Wir wollen gesehen werden. Und das meine ich nicht im Sinne von Geltungssucht oder ähnlichem. Sondern ganz einfach als positive Rückbestätigung aus dem Umfeld. Wir sind soziale Wesen.
Anerkennung heißt auch „Ich sehe dich.“ Deshalb fühlt es sich gut an, von dem*der Kollegen*in mit Namen begrüßt zu werden. Und auch ein Lob oder eine wertschätzende Äußerung zu unseren Bemühungen fühlen sich gut an.
Wenn du dir jetzt aber täglich den Ar*** aufreißt und dafür keinen Dank und keine Anerkennung bekommst, wird dir der „wahre“ Lohn vorenthalten. Enige kennen es noch: „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Doch das stimmt so nicht. Motivation kann durch ein gutes Gehalt nur bis zu einem gewissen Grad erzielt werden. Irgendwann tritt Gewöhnung ein und die Freude über das Geld ist nicht mehr da. Das heißt Wertschätzung durch Kollegen*innen und Vorgesetzte ist fundamental wichtig für ein hohes Maß an Jobzufriedenheit.
Das beschreibt auch die Zwei-Faktoren-Theorie nach Herzberg, die einen deutlichen Einblick gibt in die Natur des Menschen wenn es um Motivation bei der Arbeit geht. Grob vereinfacht: Wenn das Geld nicht stimmt, fange ich in einem Unternehmen erst gar nicht an. Aber wenn ich dazu noch Anerkennung bekomme, dann bleibe ich und werde mein Bestes geben. Ist das nicht der Fall, so haben wir hier einen weiteren Grund für einen Jobwechsel.
Nr. 3 Ungesunde Unternehmenskultur und zwischenmenschliche Querelen
Gehen, wenn es zwischenmenschlich nicht passt?
In deiner Abteilung oder deinem Team geht es nur darum gut da zu stehen. Du bist enttäuscht von der Mentalität, die hier vorherrscht, denn aus deiner Sicht ist der Teamerfolg ein Gemeinschaftserfolg und sollte von jedem mitgetragen werden.
In der Unternehmenskultur ist es nicht vorgesehen, Schwächen zuzulassen. Wenn Fehler passieren, suchen alle nach einem*einer Schuldigen, dabei ist damit niemandem geholfen.
Missgunst gehört ebenfalls zur unternehmensüblichen Haltung. Wenn jemand ein Seminar am Timmendorfer Strand besuchen könnte, wird mit Innbrunst darüber gelästert und versucht, das zu verhindern. Denn wo kämen wir denn da hin, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden würde? Von dieser Mentalität rühren auch die Sprüche „Heute nur halbe Tage?“, wenn du um 17:00 Uhr püntklich Feierabend machen möchtest. Kommst du erst um 9:00 Uhr zur Arbeit, wirst du mit „Mahlzeit“ begrüßt. Und so wird auf total unlustige Weise Ironie gebraucht, um permanente Sticheleien auszuteilen.
Die Unternehmenskultur untertützt diesen Umgang entweder aktiv oder eben durch ignorieren. In der Broschüre klang alles ganz anders. Irgendwie freundlicher, freundschaftlicher, partnerschaftlicher … „Unsere Mitarbeiter*innen sind unser wertvollstes Gut.“ Davon spürst du nur nichts. Denn inzwischen merkst du, dass Profit an erster Stelle steht und mieses Verhalten geduldet oder gar gefördert wird, weil der daraus entstehende soziale Druck nach Meinung einiger den Leistungswillen steigert.
Das Traurige ist, dass sich in solchen Situationen viele zurückziehen und den Mund halten. Denn sich gegen das System zu stellen wirkt wie Kamikaze. Und es gibt genug Sprüche, die uns sagen, dass die Arbeitswelt nunmal so ist. „Arbeit ist Krieg.“, „Kollegen*innen sind keine Freunde*innen.“ …
Diese Kultur und dieses Verhalten passt nicht zu deinen Werten und das macht dich unzufrieden. Reicht diese Unzfriedenheit für einen Jobwechsel?
Nr. 4 Mangelnde Selbstverwirklichung und Sinn
Hat ein neuer Job dir mehr zu geben?
Vielleicht warst du noch jung, als du dich für deine Ausbildung, dein Studium, deinen Beruf entschieden hast. Und ich weiß nicht, ob das, was du tust jemals dein Traumberuf war. Aber egal, wie es war, das was du arbeitest erfüllt dich nicht. Dir fehlt der Sinn darin. Du verdienst deinen Lebensunterhalt mit deiner Tätigkeit, aber hast nicht das Gefühl, dass es etwas mit dir und deinen Interessen oder Talenten zu tun hat. Du hast dich weiterentwickelt und möchtest eigentlich etwas ganz anderes in deinem Leben. Du weißt nur nicht was genau es sein kann.
Die Schwierigkeit in dieser Situation ist, dass die Wünsche teilweise diffus sind und man sich auch durch die Bequemlichkeit der sicheren Anstellung selbst ausbremst. Teilweise hast du vielleicht schon über Selbständigkeit nachgedacht, weil du nicht weißt, wie du einen Quereinstieg in den Bereich, der dich wirklich interessiert hinbekommen sollst.
Einige schaffen es, sich Sinn und Selbstverwirklichung in ihrer Freizeit zu erfüllen, viele haben jedoch bis zum Feierabend schon ihre ganze Energie verbraucht, um sich auf die Sinnsuche zu begeben.
Ein Tipp, der hier helfen kann, ist sich mit ein paar Fragen zu beschäftigen. Wieviel Sicherheit brauchst du? Was würdest du tun, wenn alles – wirklich alles – möglich wäre? Was würdest du deinem jüngeren Ich bei der Berufswahl raten?
Nr. 5 Die Arbeitsbedingungen passen gar nicht zu deinem Leben
Ist es aus zwischen dir und deinem Job?
Dein Job und/oder das Unternehmen passen absolut nicht zu der Lebensphase in der du gerade steckst. Möglicherweise hast du gerade Kinder zu erziehen oder du bist aus der Zeit der Kindererziehung heraus. Fakt ist, deine Bedürfnisse passen nicht zu dem Job/Arbeitgeber, den du gerade hast. Auch das hier ist ein guter Grund für einen Jobwechsel.
Du benötigst mehr Flexibilität, um alles was du zu tun hast unter einen Hut zu bekommen. Homeoffice, Teilzeit, weniger Überstunden, Sabbatical, mehr Urlaub, andere Arbeitszeiten … es gibt so Einiges, das du dir vorstellen könntest, aber offensichtlich ist das für dich nicht möglich.
Wenn du dir dein Arbeitsleben selbst einrichten könntest, wie würde das aussehen? Wieviel Tage würdest du pro Woche arbeiten? Und wieviel Stunden? Wie hoch wäre dabei deine Anwesenheit?
Wann sollte man den Job wechseln?
Es gibt Anzeichen, außer den oben genannten, die dir verraten, dass du nicht länger in deinem Job arbeiten solltest. Schau einfach mal für dich selbst, was von den nachfolgenden Punkten auf dich zutrifft. Es könnte sein, dass die Lage ernster ist, als du es dir vielleicht eingestehst. Dann hol auf jeden Fall professionelle Hilfe bei einem Arzt:einer Ärztin oder Psycholog:in ein.
- Du hast sonntags regelmäßig ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn du daran denkst, dass es morgen wieder zur Arbeit geht.
- Freunde und Familie können dein Gejammer über den Job nicht mehr hören. Vielleicht sagen sie es nicht, aber du merkst es an ihren Reaktionen, wie z.B. hilfloses Achselzucken, schnell das Thema wechseln, Sätze mit „Ich habe dir schon tausend Mal gesagt“ … beginnen.
- Du schläfst schlecht. Nicht nur ab und zu sondern eigentlich schon seit langer Zeit.
- Du fühlst dich von kleinen Entscheidungen (privat oder beruflich) überfordert. Zum Beispiel: Welchen Kinofilm wollen wir sehen? Was wollen wir heute essen? Rotes Shirt oder blaues Shirt?
- Kleinigkeit werfen dich zunehmends aus der Bahn. Dein Vorschlag würde im Meeting abgelehnt und du brichst in Tränen aus? Du hast dich bei deiner Planung in der Uhrzeit vertan und bekommst darüber einen halben Nervenzusammenbruch? Kein gutes Zeichen.
- Dein Körper ist schon lange nur noch ein Gefährt, das deinen Kopf rumträgt. Du hast keinen Bezug mehr dazu. Außer, dass alles mögliche weh tut.
- Du bist zynisch und findest die ganze Welt scheiße!
- Dir unterlaufen immer häufiger Flüchtigkeitesfehler.
- Bluthochdruck, Gewichtszunahme, Rückenschmerzen, Verkrampfungen, Magenbeschwerden …
- In deinem Job funktionierst du nur noch auf Autopilot. Und du hoffst, dass es nicht auffliegt.
Ich könnte die Liste noch weiter fortführen, aber wenn du dich hier schon in 1-2 Dingen wiedererkennst (oder jemanden aus deinem Umfeld wiedererkennst), dann ist es definitiv Zeit zu handeln. Und hier ist ein Link zur kostenlosen Telefonseelsorge.
Schreib mir in den Kommentar, was dir deine Arbeit enorm erleichtern würde. Ich bin neugierig und habe vielleicht sogar einen Tipp für dich.
Was tun gegen den Sonntagsblues?
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- wertvolle Impulse zur Selbsthilfe
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Artikel vom 24.02.2020, überarbeitet am 24.05.2022