Als ich vor einigen Monaten das erste Mal in einem Seminar vom „Sterbezimmer“ hörte, war ich empört! Und ich musste direkt nachfragen: Wie bitte? Was genau soll das sein?“ Die Erklärung beschrieb das Vorgehen im Unternehmen dieser Person, wenn man eine*n Mitarbeiter*in loswerden will, der*die nicht so einfach gekündigt werden kann. Was macht man mit dieser Person? Man setzt sie in ein einzelnes Zimmer ohne Ausstattung – ja, komplett ohne Telefon, ohne Computer, ohne Stifte … Nichts! Nur Stuhl und Schreibtisch! Und man gibt ihr keine Aufgaben. Dieser Ort hat im Unternehmen einen Namen erhalten. Das Sterbezimmer. Er drückt aus, was dort passiert bzw. mit welcher Intention er existiert.
Was passiert da eigentlich?
Für mich bedeutet das, dass hier bewusst psychische Gewalt durch Vorgesetzte angewandt wird, um schwer kündbare Mitarbeitende loszuwerden. Wieso das psychische Gewalt ist? Weil es gegen die Grundbedürfnisse des Menschen verstößt. Wir Menschen möchten unsere Lebenszeit sinnvoll verbringen, Zeit abzusitzen fühlt sich wie Folter an. Wir haben ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, aber zu wem gehören wir, wenn wir abgekapselt vom Rest der Belegschaft arbeiten. Wir haben ein Bedürfnis nach Erfolg und Anerkennung, aber welche Erfolge können wir feiern, wenn wir keine Aufgaben erhalten? Woran können wir uns messen oder für was erhalten wir Anerkennung? Das heißt am Ende bleibt den Menschen im „Sterbezimmer“ nur noch die Befriedignung des Existenzbedürfnisses. Sie haben in der Gestaltung ihrer Arbeit keinen Freiraum mehr und keine Wahlmöglichkeiten, denn es wird seitens des Unternehmens darauf gehöfft, dass die Person mürbe wird oder sich einen Verstoß gegen den Arbeitsvertrag oder das Arbeitsgesetz leistet, um sie dann kündigen zu können. Es ist ekelhaft!
Wenn du dich selbst überzeugen möchtest, dass es diese Praxis tatsächlich gibt, dann gib einfach mal eine entsprechende Suche bei Google (Suchworte: Arbeit, Sterbezimmer) ein.
Manche Menschen, mit denen ich darüber sprach erzählten mir, dass es ihnen auch schon widerfahren sei, dass sie auf’s Abstellgleis geschoben wurden und z.B. einfach keine Berechtigungen mehr an ihrem PC hatten. Dieser Fall endete vor dem Arbeitsgericht.
Andere wurden am langen Arm verhungern lassen. Nach außen hin wurde die Form gewahrt und nach innen isoliert. Auf diese Weise ist es der betroffene Person fast unmöglich zu beschreiben, was mit ihr passiert und der Arbeitgeber kann so tun als läge es am*an der Arbeitnehmer*in.
Mich selbst hat’s auch erwischt
Mir persönlich ist dieses Aufgaben wegnehmen und Degradieren übrigens auch schon passiert. Damals hatte ich nur nicht die gleiche Klarheit wie heute, weshalb ich gebraucht habe zu verstehen, was da vor sich geht. Und ich wusste auch nicht, dass dieses Vorgehen System hat. Ich hatte lediglich mein Gefühl, auf das ich mich versucht habe zu verlassen und das mir sagte: Das ist doch Absicht und das ist nicht richtig! Ich habe mir damals anwaltlichen Beistand genommen. Leider war dieser Anwalt nicht auf meiner Seite. Er sprach mit dem Arbeitgeber und sagte mir, ich würde mir „das alles“ nur einbilden und hielt mich für anspruchsvoll und fordernd. Ich fühlte mich wirklich verraten. Schließlich habe ich für mich selbst mit dem Arbeitgeber verhandelt und bekommen was ich wollte – auf das Ergebnis bin ich heute noch stolz ;-). Allerdings reichte der Erfolg nicht aus, um die persönliche Verletzung und Enttäuschung zu heilen. Das hat noch längere Zeit gedauert und mehrere gute Gespräche mit Freunden, Familie und Coaches gebraucht.
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Was du tun kannst, wenn dir das passiert
Wer so etwas erleben muss, geht durch eine harte Zeit, sodass das Selbstwertgefühl leidet und der Glauben an die Gerechtigkeit. Dazu gesellt sich die Enttäuschun, dass sich das Unternehmen und Vorgesetzte so verhalten und die Kollegen*innen auch keine Farbe oder Loyalität bekennen.
Für das Formelle
Hole dir professionelle Unterstützung durch eine*n GUTE*N!!! Rechtsanwalt*Rechtsanwältin. Lass dich von ihm*ihr in allen Belangen des Arbeitsrechts beraten und begleiten. Hier hat sich für mich übrigens eine Rechtschutzversicherung gelohnt. Besonders wichtig finde ich für die Zusammenarbeit, vorher durch gezielte Fragen auszuwählen, wie so die persönliche Haltung ist. Zum Beispiel: Wie häufig vertreten Sie anteilig Arbeitnehmer gegenüber Arbeitgebern? Wie ist Ihre Meinung und Erfahrung zum Thema Mobbing/Bossing? Halten Sie psychische Tricks seitens des Arbeitgebers für ein Gerücht? Haben Sie solche Fälle schon bearbeitet? Wie denken und verhalten Sie sich, wenn mein Arbeitgeber Ihnen erzählt, dass ich mir das alles nur eingebildet habe oder eine etwas verschobene Wahrnehmung habe? Notiere dir Fragen, die dir wichtig sind, denn dir soll schließlich nicht das Gleiche passieren wie mir.
Für das Emotionale
Die Emotionale Verletzung kannst du mit einem*r Coach*in / Therapeuten*in aufarbeiten. Und deine Persönlichkeit so stärken, dass dir so etwas nicht mehr passiert, bzw. dass du bei negativen Entwicklungen schneller den Braten riechst und dir zu helfen weißt. Was sich an diesem Punkt in deinem Leben, aber wirklich lohnt, ist das Thema Arbeit für dich einfach mal neu zu denken. Wie willst du zukünftig arbeiten? Hierbei kann dir Coaching, Ratgeberbücher (z.B. von Barbara Sher) oder mein Kurs The EasyWay helfen.
Übrigens nachdem ich von dieser Praxis erfahren habe, habe ich eine Sprechstunde Arbeitsrecht in meinen Onlinekurs integriert. Sie wird durch einen erfahrenen und empathischen Rechtsanwalt für Arbeitsrecht abgehalten.
Zum Aufbauen
Wenn du Lust hast, dann lies doch hier in meinem Manifest der gewaltfreien Arbeit – das baut auf. Nachdem wir in diesem Artikel in die Abgründe der Menschlichkeit und von Unternehmen geschaut haben, tut es gut etwas zu lesen, das dir hilft dich nicht machtlos zu fühlen. Denn eins ist klar. Wir haben die Macht etwas zu verändern. Glaub mir!