Was wir aus Fehlern lernen können und wie man über sie hinweg kommt
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Heute zu Gast bei mir ist Kristin Engel, Architektin aus Berlin. Dass Architektur ihr Traumjob ist, weiß sie schon im Alter von 14 Jahren. In dieser Folge steigen wir direkt mit dem Thema Fehler ein und stellen uns die Frage „Wie gehen wir eigentlich mit Fehlern um?“.
Im Wesentlichen sprechen wir über drei Kernthemen: Fehler und der Umgang mit ihnen, Burnout und das Homeoffice mit der Fragestellung, wie verändern sich Wohnräume. Kristin ist eine aufgeschlossene inspirierende Frau, mit der man sich, wie ich finde, sehr gut identifizieren kann. Denn obwohl sie tolle Arbeit leistet, unterlaufen auch ihr Fehler und es ist nicht immer alles Eitel-Sonnenschein. Sie spricht über die schwierigen Episoden in ihrem Leben ohne ein Gefühl der tiefen Betroffenheit zu hinterlassen. Im Gegenteil, an ihrem Beispiel zeigt sie uns, dass man auch dicke Fehler, Burnout und Depression als Wachstumserfahrung begreifen kann.
Wie wir Fehler verknusen und trotzdem weitermachen
Kristin berichtet uns gleich zu Beginn von einem Klopfer, den sie sich kürzlich geleistet hat und wie sie damit umgegangen ist. Sie musste ein Bauvorhaben abbrechen, weil das Projekt nicht die notwendige behördliche Freigabe bekam. Ein Risiko, das sie hätte vorhersehen müssen.
Auf sehr inspirierende Art und Weise teilt sie mit uns, die verschiedenen Erkenntnisse, die sich aus diesem Versagen gewonnen hat. Sie war zuerst sehr geknickt und hat an sich gezweifelt und an ihren beruflichen Fähigkeiten, bis sie schließlich beginnt den Sinn im Scheitern zu erkennen und worin ihr persönliches Wachstum steckt. Aus unerwarteter Quelle erfährt sie dann noch Zuspruch. Ausgerechnet ihre Steuerberaterin sagt ihr: „Dass dir das jetzt so zu schaffen macht, ist doch nur ein Zeichen dafür, dass du sonst sehr gewissenhaft arbeitest.“ Und diese Neubewertung hilft Kristin, um wieder etwas gnädig mit sich zu sein.
Kristin sagt, es scheint notwendig zu sein nicht nur positive Spitzen im Leben zu haben, sondern auch die negativen Spitzen, um zu wachsen und auch in Krisenzeiten gut gerüstet zu sein.
Vom Burnout ins Boreout – als hätte dir jemand den Stecker gezogen
Und das Thema Fehlermachen führt uns dann weiter zum Thema Burnout. Denn Fehler sind häufig hinweise darauf, dass etwas gerade nicht richtig ist. Und so erinnert sich Kristin auch an ihre Zeit in einem großen Architekturbüro, in dem sie schließlich im Burnout bzw. Boreout landet. Sie langweilt sich so dermaßen und fühlt sich so unterfordert, dass sie eine Depression und ein Burnoutsyndrom entwickelt. Denn über Monate hinweg soll sie immer die gleichen Tätigkeiten wiederholen und beginnt in dieser Monotonie Fehler zu machen. Sie spricht ihre Vorgesetzten mehrfach an, aber niemand reagiert richtig darauf. Zu der Monotonie der Aufgabeninhalte gesellt sich ein Großraumbüro mit wenig Abgrenzungsmöglichkeiten.
Sie sagt: „Ich war zu jung um von meinem Chef das einzufordern, was ich hätte einfordern sollen. Und dann noch als Frau in diesem Beruf …“ Aus heutiger Sicht könnte sie ihr jüngeres Ich schütteln, damit sie etwas anders macht. Was ihr damals fehlte war Souveränität.
Sie hätte mehr Zuwendung gebraucht und sieht es deutlich als Führungsaufgabe sich um die jüngeren Mitarbeiter:innen zu kümmern. Es fehlt das Wissen wie man mit jüngeren Mitarbeiter:innen umgeht.
In einem Mitarbeiter:innengespräch sollte auch einfach mal die Frage gestellt werden: Was bedeutet Arbeit für dich? Um herauszufinden, welche Faktoren helfen eine:n Mitarbeiter:in richtig einzusetzen und die richtige Form der Belastund zu finden und auch die passende intrinsische Belohnung zu bekommen, außer Geld. Zum Beispiel, Abwechslung, Erfolgserlebnisse, Kreativität ….
Entsprechend ist es wichtig auch für Führungskräfte zu schauen, ob sie lieber eine Fach- oder Führungskarriere anstreben sollten.
Kristins Zusammenbruch ist nun 9 Jahre her. Damals kommt sie gerade von der Arbeit und ihr Mann holt sie an der Bahnhaltestelle ab. Der Moment als sie ihn sieht, ist der Moment wo sie körperlich und psychisch zusammenbricht. Ihr Mann bringt sie nach Hause und sorgt dafür, dass sie sich krank meldet. Trotz des irrwitzigen Einwands von Kristin, dass das nicht gehe, denn schließlich habe sie ja noch ein Abgabe am Freitag. Doch schon am nächsten Morgen wird ihr klar, dass nichts mehr geht. Sie kann noch nicht einmal mehr den Knopf am Computer drücken. Ihre Hausärztin gibt ihr eine Überweisung für eine Psychotherapie und glücklicherweise bekommt sie gleich einen Platz.
Noch während ihrer Krankschreibung flattert die Kündigung ins Haus. Doch Kristin weiß auch ohne dem, dass sie dahin nicht zurückgehen will. Sie wollte schon immer Architektin sein und das am Liebsten Selbstständig. Schon im Alter von 14 Jahren träumt Kristin von ihrem eigenen Büro und eigenen Projekten und weiß dass das Angestelltenleben eigentlich nichts so richtig für sie ist. Ihre Therapeutin unterstützt sie dabei diesen Gedanken wieder aufzunehmen und empfiehlt ihr ein Gründerinnenseminar.
Kristin weiß, das will sie machen, auch ohne Rücklagen ist sie sich sicher, dass sie sich da irgendwie durchwurschteln und durchbeißen wird.
Kristin hat erst rückblickend die Vorboten des Burnouts erkannt und beschreibt sie bei sich selbst wie folgt:
- Ich habe über Wochen und Monate nicht mehr als 1-2 Stunden pro nacht geschlafen
- Ich saß lethargisch am Arbeitsplatz und habe immer Dinge angeklickt und dann 2 Sekunden später schon vergessen, was ich da gerade gemacht habe
- Ich hatte keinen Appetit mehr
- Ich hatte ständig Bauchschmerzen
- Und diese innere Unruhe
- Keine Freude, Gleichgültigkeit, Abgestumpftheit
In ihrer Selbstständigkeit merkt Kristin, dass sie sich selbst erziehen muss, um nicht wieder in die Überarbeitung zu gelangen. Denn hier ist die Situation so, dass es ihr viel Freude macht zu arbeiten und ihr eigener Perfektionismus dann gebändigt werden muss.
Das Homeoffice als weiterer Aufgabenbereich der Innenarchitektur
Schließlich verlassen wir das Thema Fehler und Burnout und sprechen über die Arbeit im Homeoffice. Kristin arbeitet schon mehrere Jahre im Homeoffice und gehört zu den Menschen, die gerne alleine sind. Tägliche Verabredungen zum Mittagessen fehlen ihr nicht und auch die Wäsche kann sie gut liegen lassen.
Was ihr hilft ist der fachliche Austausch aus dem Netzwerk und ihr persönliches Netzwerk, das ihr Abwechslung bietet. Sie sieht ihre Selbstständigkeit in den Zeiten der Pandemie als Vorteil. Denn sie muss nichts abliefern und kann ihren Tag selbst einteilen und steuern, was es leichter macht mit der Betreuung ihrer zwei Kinder. Während sich in der Pandemie in vielen Familien ein Rückschritt in alte Rollenmuster gezeigt hat, scheint dies in Kristins Familie nicht der Fall zu sein. In den Zeiten von Betreuungsengpässen lässt sich ihr Mann auf die Kinder krankschreiben und übernimmt selbstverständlich die Betreuungsaufgabe.
Wenn du neugierig bist zu erfahren, wie andere das Homeoffice empfinden und meistern oder eben auch nicht, dann schau dir hier die Auswertung meiner Studienergebnisse an.
Kristin beschäftigt sich auch aus professioneller Sicht mit dem Homeoffice und das schon vor der Pandemie. Für sie ist es wichtig, dass man eine persönliche Gestaltung hat, dass man sich eine kleine Kreativinsel neben dem Arbeitsplatz schafft, um den Perspektivwechsel anzuregen. Sie sagt, „Dadurch können neue Gedanken und Ideen angeregt werden.“ Zu diesem Thema hat sie sogar schon Interviews in Berliner Zeitschriften gegeben und wird bald in einer Reportage von NTV als Homeofficeexpertin zu sehen sein. (Wird verlinkt sobald verfügbar.) „Wir werden zukünftig auch gestalterisch viel mehr Homeoffice berücksichtigen.“
Wir führen die Arbeit nach Hause. Die räumliche und mentale Grenze zwischen Arbeit und Privat verschwimmt immer mehr. Das kann eine Chance sein, für moderne Familienformen und Lebensformen und gleichzeitig kann es belastend sein.
Oftmals ist der Arbeitsplatz ja nicht in einem getrennten Zimmer. Wir müssen eine Form finden das anständig zu integrieren, dass man auch abschalten kann und trotzdem einen hochwertigen Arbeitsplatz hat. Wir werden in der Raumgestaltung ganz neu denken müssen. Denn es durchmischen sich Funktionen. Wir haben teilweise auch Doppelfunktionen, zum Beispiel dass Wohnbereich nichtmehr nur Wohnbereich ist. Diese Funktionsüberlappung darf keine Qualitätseinbuße bedeuten, so dass wir keine Schwierigkeiten haben, wenn sich diese Bereich vermischen.
Ein gesunder Arbeitsplatz ist etwas Individuelles und Persönliches wo jeder selbst darauf achten muss dass man sich wohlfühlt, dass man sich geschützt fühlt, dass man akustisch eine gute Qualität hat, dass das Licht stimmt. Das sind die Sachen, die direkt auf unsere Gesundheit Einfluss haben und auch die die auf unsere Arbeitsweise Einfluss haben.
Dinge wie Kreativinseln helfen auch den Arbeitstag zu strukturieren. Wenn man 8 Stunden lang an einer Sache gearbeitet hat, hilft die räumliche Abwechslung, indem man sich kleine Ankerpunkte setzt. Und so kann sich jede:r selbst mal fragen, was würde mir helfen? Vielleicht eine Blumenvase oder ein Foto, das sind schonmal Anfänge.
Das Homeoffice ist nicht länger ein Provisorium, sondern etwas das mitgedacht werden muss bei der Raumgestaltung. Räume sind immer ein Spiegel unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Und darauf müssen Räume reagieren. Das macht die Gestaltung aus, dass wir verstehen, was sind die Bedürfnisse und wie können wir sie optimal erfüllen.
Über Kristin Engel
Seit 15 Jahren bin ich in meinem Beruf tätig. Mein Studium habe ich an der TU München als Diplom-Ingenieurin für Architektur abgeschlossen und anschließend mehrere Jahre für große Büros gearbeitet, bis ich mich 2013 selbständig machte. Ich startete meine professionelle Laufbahn bereits als mehrjährige Werkstudentin in einem großen, international tätigen Architekturbüro, ging nach dem Studium klassisch in die Festanstellung.
Dort durfte ich hochklassige, anspruchsvolle Bauvorhaben in den Bereichen Wohnen, Hotel, Gastronomie, Office und Retail bearbeiten. Das war nach dem Studium noch einmal ausgezeichnete Schule und kam meinem Bedürfnis nach höchster Qualität sehr entgegen. Doch der kreative Spielraum in einem großen Team ist begrenzt und so war mir 2013 klar: „Ab hier nur noch auf eigene Gefahr!“ Ohne Sicherheitsnetz, dafür täglich Abenteuer, Leidenschaft und große Liebe.
https://www.studiokristinengel.de/
Links und Credits
Credits für Musik: Music from Uppbeat (free for Creators!)
https://uppbeat.io/t/sonda/were-in-it-together
Zum Selbstcoaching-Programm 21 Tage zur Gelassenheit: bit.ly/Gelassenheit-Kompakt
Zum Kurs 5 Lebensstärken, die du in der Schule nicht lernst kommst du hier: bit.ly/5Lebensstärken
Credits für Musik: Music from Uppbeat (free for Creators!)
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