Folge 40 | Das Leben als Musikerin und die permanente Angst zu versagen

Über Perfektionismus, Leistungsdruck und Lampenfieber und wie man es überwindet

Laut einer amerikanischen Studie haben an die 74% aller Menschen enorme Angst in der Öffentlichkeit zu sprechen oder an öffentlichen Auftritten teilzunehmen. Diese mentale Blockade auch als Lampenfieber bekannt, hat körperliche Auswirkungen, wie z.B. allgemeine Anspannung, Nervosität, Herzrasen oder Schweißausbrüche. Lampenfieber ist insbesondere in Künstler- und Musikerkreisen weit verbreitet. Aber auch andere Berufsgruppen sind betroffen – immer dann, wenn man vor Menschen sprechen bzw. präsentieren muss. Nicht selten werden Betablocker, also blutdrucksenkende Medikamente verwendet, um öffentliche Auftritte und Meetings zu überstehen.

So oder ähnlich ist es auch bei meiner Gästin Kathrin Jäger, die ich in dieser Podcastfolge interviewe. Als professionelle Musikerin litt sie Jahre lang unter der inneren Blockade Lampenfieber und auch sie nahm Betablocker, um überhaupt in der Lage sein zu können, ihren Beruf auszuüben. Denn ans Aufhören war nicht zu denken.

„DER LEISTUNGSDRUCK NAHM MIR DIE FREUDE AM MUSIZIEREN“

Kathrin über ihren Werdegang als Musikerin

Kathrin Jäger wird in einer Musikerfamilie geboren und schon früh steht fest, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern tritt. Sie lernt mit 6 Jahren Klavier zu spielen und gilt schnell als talentiert. Mit 12 Jahren kommt Harfe dazu und zeitgleich auch die Aufnahme in eine spezielle Musikschule. Der Hauptfokus liegt auf der musikalischen Ausbildung und Wettbewerbe stehen an der Tagesordnung. Für die junge Kathrin bedeutet das:  Leistungsdruck pur. Eine Diskrepanz macht sich in ihr breit, die ihr zu schaffen macht. Denn einerseits liebt sie es, sich über Musik auszudrücken, doch der Druck immer perfekt spielen zu müssen und sich andauernd mit anderen zu messen, nimmt stetig zu und raubt ihr die Freude am Musizieren.

Einen ihrer negativen Schlüsselmomente erlebt sie im Alter von 17/18 Jahren als sie verpflichtet wird, an einem Wettbewerb der musikalischen Hochschule teilzunehmen. Sie leidet unter Lampenfieber und möchte an diesem Auftritt nicht teilnehmen. Doch sie hat keine Wahl. Alle Student:innen müssen teilnehmen, somit auch sie. Sie scheitert. Obwohl sie im stillen Kämmerlein das Stück perfekt beherrscht, liefert sie auf der Bühne nicht ab. Das hat natürlich Konsequenzen und Kathrin wird nahegelegt, sich beruflich umzuorientieren. Doch aus Liebe zur Musik und auch aus Angst, ihre Eltern zu enttäuschen, entscheidet sie sich weiter zu machen. Sie fängt an Betablocker zu nehmen und studiert weiter. Auch wenn sie eine erfolgreiche Orchestermusikerin wird, Klavier und Harfe unterrichtet und auch Filmmusik spielt, ist sie nicht glücklich.

„ES KANN SO NICHT WEITERGEHEN, ICH WILL MICH WIEDER SPÜREN“

Wenn nur noch die leere Hülle bleibt

Über viele Jahre hinweg sind Betablocker ihr ständiger Begleiter bei öffentlichen Auftritten. „Außen erfolgreich und innen leer“, so beschreibt sie ihr Gefühl nach Konzerten. Die Betablocker helfen ihr das Lampenfieber und die Angst zu versagen, unter Kontrolle zu bekommen. Sie spielt super, liefert stets ab und gleichzeitig fühlt sie nichts. Das Gefühl, das sie beim freien Musizieren hat, erreicht sie auf der Bühne nicht. Und obwohl sie sich schon im Studium in einer Psychotherapie ihrem Lampenfieber stellt, wird es nicht besser. Die Betablocker scheinen sehr lange der einzige Weg zu sein, ihren Beruf ausüben zu können. Doch sie gibt nicht auf. Sie will beides: Musizieren und entspannt sein zugleich.

Zufällig entdeckt sie einen Flyer für eine NLP-Ausbildung und wie sie selbst sagt, „war das der Anfang ihrer Transformation.“

ES GIBT BEI MUSIK KEIN RICHTIG UND KEIN FALSCH

Kathrins selbstbewusste erkenntnis

In der NLP-Ausbildung lernt sie viel über sich selbst und findet den Zugang zu ihren inneren Anteilen. Sie hinterfragt Glaubenssätze, mit denen sie bislang lebte und stellt sich ihrem Perfektionismus und der Angst zu versagen. Dadurch besiegt sie letztendlich auch ihr Lampenfieber. Seitdem spielt sie ohne Betablocker und gibt ihr neu gewonnenes Wissen nicht nur als Klavierlehrerin, sondern auch als Mentaltrainerin weiter. Sie arbeitet mit Kindern, Musikkolleg:innen und auch mit Erwachsenen anderer Berufsgruppen, die unter Lampenfieber und anderen negativen Folgen von Perfektionismus leiden.

In dieser Folge gehen wir tief auf die Gründe ein, die zum Lampenfieber führen und durchleuchten auch ein stückweit die Leistungsgesellschaft, in der wir leben. Kathrin teilt sehr reflektierend ihren bisherigen Lebens- und Berufsweg mit uns und erzählt am Ende der Episode auch von ihrer Arbeit als Mentaltrainerin und wie sie anderen hilft, Lampenfieber zu überwinden.

Wer also selbst unter Lampenfieber leidet und/oder sich sehr unwohl fühlt bei Meetings und Präsentationen fühlt, der:die wird in dieser Podcastfolge sicherlich einige Anhaltspunkte und Inspirationen finden, wie er:sie dieser inneren Blockade begegnen kann.

Und wenn du dir nicht sicher bist, ob du Perfektionist:in bist oder nicht, dann kannst du dich gerne selbst hier testen.

Viel Spaß beim dieser Podcastfolge.

Über Kathrin Jäger

Seit vielen Jahren arbeitet Kathrin mit Musiker:innen an den Themen
Lampenfieber und Bühnenangst, deren Gründe und Ursachen
dafür so vielfältig und unterschiedlich sind, wie es Menschen gibt.

Mit professionellen Methoden erforscht sie gemeinsam mit ihren Klient:innen die Ursachen, um diese zu bearbeiten und das Lampenfieber zu überwinden.
So kann sich die Liebe zur Musik neu entfalten.

https://www.befreites-musizieren.de/

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