Folge 46 | Ich kreiere mir ein Arbeitsleben, das passt

ADHS im Erwachsenenalter



Immer mehr Menschen werden mittlerweile im Erwachsenenalter mit der Diagnose ADHS konfrontiert. Ausgehend von einer repräsentativen Studie sind in Deutschland 4,7 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen.

Im Unterscheid zu Kindern und Jugendlichen leiden Erwachsene mit ADHS weniger an einer Hyperaktivität- oder Aufmerksamkeitsstörung. Viel mehr haben sie mit den in früheren Lebensjahren angelernten Verhaltensweisen zu kämpfen, die nicht gänzlich zu ihrer natürlichen Persönlichkeit passen. Ihnen werden Impulsivität, Organisationsschwäche und Konzentrationsschwierigkeiten nachgesagt.

Und tatsächlich scheint es einen klassischen ADHS-Lebenslauf zu geben, wie meine Gästin Mika Döring in dieser Podcast-Folge erläutert.

EIN TYPISCHER ADHS-LEBENSLAUF

Mika besucht insgesamt vier Universitäten und absolviert schließlich eine davon mit einem Bachelor-Abschluss. Unzählige berufliche Stationen zeichnen ihren Lebenslauf aus, wobei sie sich – wie sie selbst sagt – durch einige beinahe durchprügeln musste.

Oft lässt die anfängliche Begeisterung und Motivation im Joballtag schnell nach. Was bleibt ist ein Spannungsfeld zwischen notweniger (auch finanzieller) Stabilität und Selbstverwirklichung. Mika rutscht in einen teuflischen Kreislauf aus Selbstüberforderung, Mehrleistung, um Defizite auszugleichen und dem ständigen Gefühl, ausgebrannt zu sein.

MANCHMAL HABE ICH AUS FRUST ABGEBROCHEN

Mika Döring

Die daraus resultierenden persönlichen Krisen zwingen sie mehrmals in die Knie und Selbstzweifel wachsen. Ganz nach dem Motto “Ich bringe nichts zu Ende“ oder „Ich bleibe nirgendwo lange genug“ bricht sie regelmäßig Projekte und Arbeitsverhältnisse ab. Obwohl ihr bunter Lebenslauf für Arbeitgeber:innen nie ein Thema ist, bewirbt sie sich des Öfteren nicht auf Stellen, die sie interessieren. Die Angst, wieder in eine Krise zu fallen oder Angefangenes nicht durchzuziehen, gewinnt die Oberhand.

Hinzu kommt, dass sie mit den Folgen von übermäßigen Alkoholkonsum zu kämpfen hat. Damals ist es für Mika eine Stress-Belastungsreaktion, um mit den Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens klar zu kommen. Mittlerweile hat sie diese überwunden und spricht im eigenen Podcast SODA-KLUB offen über ihre Alkoholabhängigkeit und erläutert auch den Zusammenhang zu ADHS.

DIE DIAGNOSE ADHS HAT VIELES VERÄNDERT

Denn die Diagnose ADHS, mit der sie vor 1,5 Jahren konfrontiert wurde, verändert einiges. Auch wenn sich Mika mit der Pathologisierung nicht identifizieren kann, so hilft die Diagnose ihr Leben und ihre Verhaltensweisen besser zu verstehen. Ein großer Druck fällt von ihren Schultern. Nun hat sie endlich eine Erklärung dafür, warum sie sich beispielsweise anders organisiert als die Mehrheit der Bevölkerung oder woher ihre so genannte „Flatterhaftigkeit“ kommt.

ICH KANN MICH IMMER DARAUF VERLASSEN, DASS ICH IDEEN HABE

Mika Döring

In dieser Podcast-Folge teilt sie einen genialen Vergleich mit uns. Sie sieht ADHS als eine weitere Normvariante und vergleicht es mit einem Betriebssystem, das man erst lernen muss zu bedienen. Denn in ihrer Persönlichkeit finden sich auch viele Vorteile gegenüber anderen ohne ADHS. Ein Beispiel, das sie nennt, sind Ideen. Durch ihre Fähigkeit die Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen, kommt sie auf Ideen und Lösungsansätze, die andere nicht sehen. Nicht selten punktet sie damit bei ehemaligen Arbeitgebern.

Auch wenn ihr hier und da mal die gewünschte Stabilität fehlen mag, so trägt sie doch eine ganz besondere Fähigkeit, auf die sie sich immer verlassen kann: Ganz egal vor welche Herausforderungen Mika in ihrem Leben gestellt wird, im Inneren weiß sie ganz genau, dass sie eine Lösung finden wird. Denn Ideen hat sie immer.

Höre unbedingt in diese Podcast-Folge rein und erfahre von Mika, wie sie ADHS in ihr Leben einbaut und wie sie Arbeit nun neu für sich definiert.

Viel Spaß beim Anhören dieser super inspirierenden Podcast-Folge!

Über Mika Döring

Mika ist Podcasterin und spricht in ihrem Podcast SodaKlub über alle Themen rund um die Alkoholabhängigkeit.

Mika begreift Nüchtern sein als Widerstand gegen ein System, das von machtlosen Frauen profitiert. Sich nicht mehr in die Angepasstheit zu saufen und sich damit ihrer Macht zu berauben, war ihr erster Schritt auf einem Weg, der zunehmend interessanter wird.

Sie lebt, schreibt und arbeitet in ihrer Wahlheimat Hannover und ist gerade dabei sich beruflich neu zu erfinden. Wird es ein weiterer Podcast mit dem Schwerpunkt ADHS? Oder wird sie selbst ihr Expertise als Coachin anbieten? Vielleicht auch beides oder ganz etwas anderes. Wir dürfen gespannt bleiben.

Fotografin: Steffi

Link zum Podcast SodaKlub

Link zu einem Artikel von Mika über ADHS und Alkohol

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