Folge 36 | Vom Verlagskaufmann zum Onlineshop-Unternehmer

Wenn nach dem Geldverdienen die Erfüllung kommt

Heute zu Gast bei mir ist Bernd Gnädinger. Er betreibt den Onlineshop Geschenkefuerfreunde.de und das, was er tut macht ihm richtig Spaß. Doch dieses berufliche Glück, das im Nachhinein so selbstverständlich aussieht, war nicht so selbstverständlich zu finden. Man könnte fast sagen, es lag zwar vor seiner Nase, aber trotzdem hat es gedauert und bedurfte einer Kündiung, bis Bernd für sich erkannte, was er wirklich will.

In dieser Folge hören wir die Geschichte eines Mannes, der ziemlich schnell nach seinem Berufseinstieg erkennt, dass er in Sachen Zukunftsaussichten mit seiner Berufswahl auf’s falsche Pferd gesetzt hat. Bernd nimmt uns mit durch die Höhen und Tiefen seiner Reise in eine erfüllte Selbstständigkeit und teilt mit uns seine wichtigsten Erkenntnisse.

Bernds Berufsleben beginnt mit zwei Ausbildungen, nämlich der des Typografen und Verlagskaufmanns. Damals möchte er Verlagshersteller werden. Seine Entscheidung trifft er aufgrund der Empfehlung eines Berufsschullehrers, der ihm sagt, dass das zukunftsträchtig ist und dort gutes Geld zu verdienen ist. Nach seinen Ausbildungen tritt Bernd eine Stelle in Hamburg bei einem großen Publikumsverlag an. Direkt als stellvertretender Herstellungsleiter. In diesem Verlag bleibt er für 25 Jahre. Der Vorgesetzte ist toll und ebenso die Kollegen:innen. Was jedoch nicht stimmt, ist der schleichende Abbau der Branche und damit verbundene permanente Kosteneinsparungen, die Bernd im Einkauf verhandeln muss.

Schon mit Ende 20 wird Bernd klar, als das Internet immer populärer wird, dass die Verlagsbranche bedroht ist und er den Job im Verlag nicht wird ewig machen können. Doch insgesamt werden 25 Dienstjahre bei diesem Verlag daraus, bevor das geschieht.

Was für Bernd in diesen Jahren besonders wertvoll ist, ist sein direkter Vorgesetzter, den er sehr schätzt. Sowohl aufgrund seiner Verhandlungsqualitäten, von denen er viel lernen kann, als auch aufgrund seiner menschlichen Qualitäten. Er beschreibt ihn als einen sehr offenen und motivierenden Chef, der die Problematik erkannte, die auf die Branche zurollte und sich sehr für beider Arbeitsplatzsicherheit einsetzt.

Bernds digitale Karriere, die er über Jahre in seiner Freizeit aufbaut, beginnt mit Ebay. Damals bekommt er ein hässliches Werbegeschenk, das er versucht auf dieser Auktionsplattform loszuwerden. Der Preis für diese Auktion galoppiert nach oben und Bernd verkauft das Werbegeschenk, eine Bronzestatue, schließlich für um die 300 Euro. Aus einem Experiment wird ein Geschäft. Sein Interesse ist geweckt und er recherchiert nach Einkaufpreisen und versucht diesen Erfolg zu wiederholen. Das funktioniert. Es folgen weitere Verkäufe auf Ebay mit weißer Bettwäsche bis er durch einen Zufall ins Gespräch mit seinem Nachbarn kommt der Programmierer ist und Onlineshops programmieren kann. So entsteht aus dieser Begegnung schließlich der erste Onlineshop und für Bernd wird es Zeit diese Nebentätigkeit auch bei seinem Vorgesetzten zu verkünden. Dieser ist begeistert und sagt seine Unterstützung zu.

Der erste Onlineshop wird ein voller Erfolg. Das Marketing läuft damals noch ganz anders als heutzutage. Bernds Kontakte in die Verlagsbranche helfen enorm. Und nach einiger Zeit entsteht die Idee einen zweiten Onlineshop zu eröffnen, der das Thema Geschenke hat. Und auch der läuft gut an. Am Abend und am Wochenende packt er gemeinsam mit seiner Frau die Bestellungen, wie er rückblickend sagt, „eine heftige Zeit“. Doch es macht auch Spaß, weil er zu der Zeit nicht den Druck verspürt damit sein Geld verdienen zu müssen, sondern es nebenbei machen kann.

Auf dieser Erfolgswelle beschließt er einen weiteren Shop zu eröffnen, der trotz witziger Idee floppt. Das ist der Moment wo dem Inhaber klar wird, dass es nicht reicht einen Shop zu duplizieren und zu eröffnen. Das Thema SEO (Search Engine Optimization) wird relevant und sein neuer Shop erfüllt so rein gar nichts von den Anforderungen, die wichtig sind, um bei Google gefunden zu werden. Eine große Summe Geld, die er investiert hat, geht somit den Bach runter und ist futsch. Bernds Fazit aus dieser Niederlage lautet jedoch „In den Niederlagen ist häufig der Gewinn.“. Denn der SEO-Experte, den er dadurch kennen lernt, ist auch heute noch für ihn tätig und hilft ihm wesentlich für den Erfolg seines Geschenk-Shops.

15 Jahre betreibt der gelernte Verlagskaufmann seinen Onlineshop neben der Vollzeitanstellung plus Familie und Kindern. Langsam gehen ihm die Luft und die Lust aus, es beginnt ein schleichender Niedergang. Das worum er sich eigentlich hätte kümmern sollen – neue Ideen, Gedanken reinstecken – findet nicht statt. Er beschließt seinen Shop zu verkaufen und bekommt von einem Unternehmensbewerter die ernüchternde Nachricht, dass der Shop so wie er jetzt ist, nichts wert ist. Im Alter von 50 trifft schließlich auch beruflich der schon seit Jahren befürchtete Fall ein, die Kündigung. Diese Krise wird der Wendepunkt. Aus der Kündigung entwickelt sich der Gedanke nur noch das zu tun, was Bernd richtig Spaß macht. Er beschließt all-in zu gehen und sich voll und ganz seinem Onlineshop Geschenkefuerfreunde.de zu widmen.

Das funktioniert zunächst auch. Als dann aber Corona einbricht, brechen zunächst auch die Umsätze des Onlineshops ein. Bernd beschließt zu reagieren und seine Geschenke mit mutmachenden Botschaften zu versehen, die bald an Beliebtheit zunehmen. Denn es sind zum Beispiel Geschenktüten mit der Botschaft „Wir stehen das gemeinsam durch“, die als Gruß an Freunde und Familie geschickt werden. Und auch Unternehmen entdecken die kleinen Aufmerksamkeiten mit wertschätzender Botschaft für sich, um ihren Mitarbeiter:innen einen Gruß ins Homeoffice zu senden.

Aus Druck heraus entsteht Kreativität

Bernd Gnädinger im Podcast Folge 36

„Aus dem Druck heraus, entsteht Kreativität.“, sagt Bernd. Die Katastrophe, den Job im Alter von 50 Jahren zu verlieren, hat ihn gezwungen neue Kontakte zu knüpfen und neue Wege zu gehen.

Bernds Empfehlung lautet: „Wenn du die Möglichkeit hast, dann bau dein Business nebenbei auf. Wichtig ist jedoch nicht den Zeitpunkt zu verpassen, wenn es Zeit ist, den Absprung zu wagen und sich voll und ganz darauf zu konzentrieren.“

Was besonders spannend an dieser Folge ist, ist dass uns der ehemalige Verlagseinkäufer nicht nur mit auf seine berufliche Reise im Angestelltenverhältnis nimmt, sondern uns auch viele Einblicke in den Hintergrund einer erfolgreichen Selbstständigkeit gibt.

Im Nachhinein könnte Bernd sagen ‚Ich hätte mich schon viel früher für die Selbstständigkeit entscheiden sollen‘. Das sagt er jedoch nicht. Denn ihm ist bewusst, dass er die Courage nicht hatte und er findet es müßig über das ‚Was wäre wenn‘ zu spekulieren. Denn er war auch finanziell unabhängig, gerade weil der Verlag ihn über viele Jahre ernährt hat.

Was ich jetzt mache ist Erfüllung, das davor war Geld verdienen.

Bernd Gnädinger im Podcast Folge 36

Jedoch sagt er auch, dass im Vergleich zum Angestelltenverhältnis das, was er jetzt macht, seine Erfüllung ist und das davor war Geld verdienen.

Viel Spaß beim Reinhören!

Über Bernd Gnädinger

Geboren und aufgewachsen ist Bernd am schönen Bodensee. Nach der Schule und Ausbildung war er für 2 Jahre als Verlagshersteller in München tätig. Es folgte die Fachschule für Drucktechnik in Stuttgart und nach erfolgreichem Abschluss zog es ihn in den Norden nach Hamburg. Hier war er bis 2019 in leitender Position angestellt. Was er seitdem macht kannst du am Besten hier sehen: Geschenkefuerfreunde.de.

Links und Credits

Credits für Musik: Music from Uppbeat (free for Creators!)
https://uppbeat.io/t/sonda/were-in-it-together

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